Lesung mal anders...
Lange mussten wir darauf warten… und nun konnten wir es endlich realisieren - unsere erste gemeinsame Lesung. Für mich war es ein schönes Gefühl, diese so intensiv erlebte Zeit des Recherchierens, Aufarbeitens und Niederschreibens noch einmal lebendig werden zu lassen.
Damals - das klingt, als läge es eine Ewigkeit zurück. Und doch sind mittlerweile drei Jahre vergangen, als wir quasi in den Startlöchern standen. Das Buch war fertig gestellt, Josef und ich bereit, es all jenen zu präsentieren, die von Marlenes Schicksal erfahren und daran teilgenommen hatten oder etwas über die Hintergründe und das (Ab)Leben seiner Zwillingsschwester erfahren wollten. Ja… und dann kam bekannterweise alles anders…
Als ich mich nach dieser verhältnismäßig langen Zeit das erste Mal wieder damit beschäftigt, besser gesagt auseinandergesetzt, habe, war mit einmal alles wieder da. Die vielen Gespräche, die so unterschiedliche Gefühle in mir ausgelöst haben. Verständnis(losigkeit), Traurigkeit, Hochachtung, Wut… Eine emotionale Achterbahnfahrt, ich glaube diese Bezeichnung trifft es am besten. Es war eine Phase meines Lebens, die mich - wieder einmal - viel gelehrt hat. Über Menschen und menschliche Abgründe. Über Recht und Rechtsprechung. Über das verzerrte Wahrnehmungsbild von Tätern und Opfern. Und nicht zuletzt über das gesellschaftliche Urteilsvermögen.
Ich bin dankbar, dass ich diese Erfahrung machen durfte. Auch wenn dieses Buch das Geschehene nicht ungeschehen macht, so ermöglicht es doch allen Lesern, sich ein eigenes Bild zu verschaffen.