Eigenverlag - der Mut zur Selbstverwirklichung
Ich werde oft gefragt, warum ich bei der Veröffentlichung meines ersten Werkes den Weg des Eigenverlags gewählt habe.
Zumeist antworte ich ganz spontan und sage, “da gibt es mehrere Gründe, aber vor allem weil ich mich keinem künstlichen Druck aussetzen und mir kein Verfalls- oder Ablaufdatum aufdrücken lassen wollte.” Nicht selten ernte ich fragende Blicke und spüre, dass vielen der Weg vom abgeschlossenen Manuskript bis hin zum fertigen Buch nicht wirklich vertraut ist. Dann gehe ich ein wenig ins Detail und beschreibe den Werdegang desselben.
Autor*innen sind einem unglaublichen Zeit- und Erfolgsdruck ausgesetzt. Zumindest dann, wenn ein Verlag sie unter Vertrag nimmt. Es bringt unumstritten auch große Vorteile mit sich, weil man von deren Erfahrung und Reichweite natürlich profitiert. Auch wird einem sehr viel Arbeit abgenommen - aber dummerweise auch viel Mitspracherecht und Entscheidungsfreiheit verwehrt. Kritisch betrachtet ist es ein Kompromiss, bei dem die Schriftstellerin oder der Schriftsteller entscheiden muss, wie wertvoll und kostbar das geistige Eigentum ist. Das klingt jetzt vielleicht ein wenig abgehoben, ist es aber nicht. Das wird umso mehr verständlich, wenn man den Begriff “geistiges Eigentum” einmal genauer belichtet.
Jedes literarische Werk findet seinen Ursprung im Erleben, in der Kreativität, in der Vorstellung oder Phantasie des jeweiligen Urhebers. Unzählige Arbeitsstunden verbergen sich dahinter, eine Fülle an Emotionen wohnt dem fertigen Werk inne und nimmt die Leserschaft auf eine Reise mit zumeist unbekanntem Ziel. Ähnlich einem Song, der den Hörenden für wenige Minuten in eine Wunschwelt eintauchen lässt. Oder ein Bild, das den Betrachter immer wieder zu erfreuen weiß.
In einer schnelllebigen, reizüberfluteten Zeit ist der Griff nach literarischem Futter facettenreich. Ein trügerischer Schein, denn worüber heute jeder philosophiert, ist morgen in keiner Munde mehr.
Wer der Annahme erliegt, dies gelte nur für das mediale Tagesgeschehen, der irrt. Der gut gesättigte Büchermarkt kennt wenig Gnade. Glücklich darf sich schätzen, wer mit einer inhaltsstarken Geschichte zu überzeugen weiß. Doch dem raschen Aufstieg folgt nach kurzem Höhenritt zumeist ein ernüchternder Sinkflug. Das Problem der Schnelllebigkeit: Der nächste Senkrechtstarter steht schon parat, die Warteschleife ist lang. Mit Autoren möchte man vor allem eines: In relativ kurzer Zeit so viel als möglich verdienen. Als Verlag, versteht sich.
Das Projekt Eigenverlag wirkt diesem Phänomen entgegen. Langlebigkeit statt Blitzvermarktung, Persönlichkeit statt Oberflächlichkeit, Eigenregie statt Fremdbestimmung. Das Wissen, ein Werk erschaffen zu haben, das auch nach Jahren die Wertung erfährt, aktuell geblieben und in seiner Form nahezu jedem Zeitgeist gerecht zu sein, finde ich gut. Ob ich es wieder tun würde? Auf jeden Fall. Was es dazu braucht? Mut. Und Selbstvertrauen. Aber vor allem eine Geschichte.