Kai Uwe
Damals war Kai Uwe der Strohhalm für mich. Den ich gebraucht habe, um wieder nach vorne zu schauen und an mich zu glauben. Heute ist es meine Aufgabe, von all dem etwas zurück zu geben.
Das Wiedersehen
Unzählige Male wurde mir die Frage gestellt, „was ist aus Kai Uwe geworden, gibt es ihn noch…?“, ebenso oft habe ich geantwortet, „ich denke und hoffe schon, aber er kann theoretisch überall auf der Welt sein…!“
Mit allem hätte ich gerechnet, aber niemals damit, ihm in diesem Leben noch einmal zu begegnen. Aber das Schicksal hatte einen anderen Plan. Anders lässt sich der 17. Oktober 2019 nicht erklären, an dem sich nach über 25 Jahren der Kreis geschlossen hat. Und dieser Beitrag wäre nicht mein Spiegelbild, wenn ich dem emotionalen Teil keinen Raum geben würde. Dem Gefühl, diesem Menschen, der damals so viel für mich getan hat, unerwartet gegenüber zu stehen. Nein, ich hatte keine Vorstellung wie er aussieht. Aber als er auf mich zukam und mich angesprochen hat, habe ich es gewusst. Noch ehe er es gesagt hat. Und als wir uns dann kurz umarmten, auch gespürt. Dieses Gefühl, das vor so vielen Jahren schon existierte, die Wärme und das Vertrauen.
Während der Lesung fühlte es sich anfangs merkwürdig an. Dass er seinen Part in dieser Geschichte plötzlich hören konnte, von mir erzählt. Wobei er sich in die anschließenden Fragen und Gespräche natürlich sehr bereichernd mit einbringen konnte. Später hat er mir erzählt, dass mein plötzliches Auftauchen samt dem Buch ihn zwei schlaflose Nächte gekostet und seine Gefühlswelt ziemlich aufgewühlt haben. Weil ihm eine ehemalige Kollegin, die zwei Abende zuvor bei der Lesung im Klinikum dabei war, per SMS mitteilte, „Kai Uwe, es gibt ein Buch über dich!“ Und er in der Aufregung vergaß zu fragen, ob das eher positiv oder negativ ist. Auch hinsichtlich seiner Entscheidung, die er vor 5 Jahren nicht leichtfertig getroffen hat, der Intensivstation nach über 25 Jahren den Rücken zu kehren und fortan als Bahn-Chauffeur zu arbeiten. Dann, nach vielen inneren Kämpfen und Selbstzweifeln mit sich im Klaren, „dann kommst plötzlich du mit deinem Buch und nichts ist mehr so wie es war“, meinte er lachend.