"Stellen Sie sich so den Himmel vor?"
Ich erinnere mich noch sehr gut an diese Frage, mit der sich eine Dame mittleren Alters an mich wandte. Es war im Rahmen einer Lesung im Pustertal, gegen Ende der Veranstaltung. Viele Fragen waren mir bereits gestellt worden, woraus sich eine lebhafte und interessante Unterhaltung ergeben hatte. Die Erzählungen aus meiner “Zwischenwelt”, wie ich diese Wahrnehmung gerne nenne, hatten zu interessanten Gedankengängen und einem angeregten Austausch geführt. Wobei mir die Frau während dieser Gespräche weniger aufgefallen war, dort hatte sie sich eher zurück genommen. Als ich später an einem Tisch saß und Bücher signierte, stand sie mit einmal vor mir. Sie hielt mein Buch in der Hand, blickte mir tief in die Augen und fragte mich mit verhaltener Stimme, “Stellen Sie sich so den Himmel vor?”
Die Frage ließ mich einen Moment nachdenklich werden. Sie wurde mir zuvor noch nie gestellt, dabei fand ich sie äußerst interessant. Ich gestand ihr, dass ich mir darüber bisher noch keine Gedanken gemacht hatte. Bis zu diesem Moment hatte ich tatsächlich nie darüber nachgedacht, ob wohl eine Parallele zwischen der Wahrnehmung meiner Zwischenwelt und diesem ersehnten Universum bestehen könnte, das die Menschen als Himmel bezeichnen.
“Ehrlich gesagt weiß ich nicht, wie ich mir den Himmel vorstellen soll”, antwortete ich wahrheitsgemäß und lächelte, nachdem mir diese Gedanken durch den Kopf gegangen waren, “aber warum nicht. Ich habe diesen Zustand als derart schön wahrgenommen, warum also sollte so nicht der Himmel sein?”
Ob ich ihre Frage damit zur Zufriedenheit beantworten konnte, weiß ich natürlich nicht. Trotzdem ist sie mir nicht mehr aus dem Sinn gegangen und ich denke oft darüber nach. Ist es überhaupt notwendig, dass wir versuchen, uns den Himmel visuell vorzustellen? Wenn ich ganz ehrlich bin, denke ich, nein. Jeder Betroffene erlebt (s)eine Nahtoderfahrung anders. Bedeutet das nicht, dass auch jede Art der Wiedergeburt, des Dimensionen-Wechsels und der weiteren Existenz individuell verläuft? Ich denke, ja. Und das ist auch gut so.
Wie siehst du das?
Die spontane Frage eines älteren Herrn hat mich nicht nur verblüfft und für einen Moment sprachlos gemacht, sie ist mir auch bis heute so lebendig im Gedächtnis geblieben, als hätte er sie erst gestern gestellt.
Nächsten Sonntag erzähle ich dir die Geschichte dazu.