Differenzierte Wahrnehmung

Und schon bin ich wieder mitten drin im neuen Lese-Jahr…

Ja, ich nenne es nun ganz bewusst Jahr und nicht Saison, wie ich es bislang bezeichnet habe, weil ich meine, das trifft es besser. Unter einer Saison stelle ich mir eine eher kürzere, zumindest aber begrenzte Zeitspanne vor. In den vergangenen Jahren war dem auch so, da beschränkten sich meine Lesetouren vorwiegend auf Frühjahr und Herbst. Mittlerweile hat sich das aber geändert und ich darf mich nahezu während des ganzen Jahres, bis auf eine kurze Zeit im Hochsommer, über Einladungen zu literarischen Nachmittagen oder Abenden, Kultur-Events und ähnlichen Veranstaltungen freuen.

Den Auftakt haben die beiden Lesungen in Sexten und Riffian gesetzt, zwei wunderbare Veranstaltungen mit aufgeschlossenem, tollem Publikum und Veranstaltern, die nichts dem Zufall überlassen sondern eine prima Vorarbeit geleistet haben. Ich erachte das nie als selbstverständlich und spreche den Zuständigen immer ein großes Dankeschön dafür aus.

Wohlfühlmomente…

und Herzlichkeit, die verbindet…

Ach übrigens, die Wahrnehmung von außen ist etwas sehr Lustiges, das wurde mir unlängst im Rahmen eines kurzen Austausches mit einer weitläufig Bekannten bewusst. Bezugnehmend auf meine zahlreichen Veranstaltungen im In- und Ausland meinte sie, “… ich kann mir gut vorstellen, wie anstrengend das sein muss, jeden Abend dasselbe erzählen zu müssen…” Im ersten Moment hielt ich mich mit meiner Antwort noch zurück, weil ich dachte, das war jetzt sicher ein Witz, zumindest aber nicht wirklich ernst zu nehmen. Nachdem mir dann aber klar wurde, dass ihre Aussage keinesfalls scherzhaft gemeint war, konnte ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen, verspürte aber gleichermaßen auch das Bedürfnis, etwas klarzustellen. “Glaub mir, wenn meine Tätigkeit auch nur annähernd ermüdend, belastend oder öde wäre, dann hätte ich garantiert schon längst damit aufgehört!”, versicherte ich ihr lächelnd. Ihr fragender Blick verriet mir aber, dass sie mich nicht wirklich verstanden hatte. Deshalb setzte ich nochmals nach. “Schau, mühsam, anstrengend, belastend etc., das sind für mich alles negativ behaftete Begriffe. Meine Arbeit ist aber genau das Gegenteil. Ich vermittle Leichtigkeit und Freude, bin ein Hoffnungsträger und helfe den Menschen ihr Lächeln, das ihnen in der Schwere des Alltags oft abhanden kommt, wiederzufinden. Ich spüre ihren Druck und sehe die Kämpfe, die sie mit sich austragen. Ich nehme aber auch die positiven Veränderungen, die sich im Laufe eines Abends, im Rahmen von Gesprächen, Raum geschaffen haben, wahr. Ich darf erleben, wie heilsam zwischenmenschlicher Austausch sein kann. Und genau deshalb schenkt mir meine Arbeit so viele Erfolgserlebnisse.”

Ob sie das alles verstanden hat? Ich weiß es nicht. Sie hat nicht weiter gefragt und ich habe es für mich so stehen lassen. Es gibt einfach Menschen, die stellen etwas in den Raum. Eine Aussage, einen Gedanken vielleicht, mit dem sie sich tragen. Und wenn sich ihnen der Inhalt desselben nicht unmittelbar erschließt, gehen sie einfach weiter und schenken dem nicht mehr viel Bedeutsamkeit. Nein, es hat mich nicht gestört, wobei ich ihr gerne noch so manches erklärt hätte. Und sei es nur, dass meine Arbeit gar nicht so bedauernswert ist, wie ihr das wohl anmutet. Ich habe ihr ein Lächeln mitgegeben und wer weiß, vielleicht hat sie ja doch mehr verstanden, als ich dachte.

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Literatur, Charakteristik und Wein